Eine Ausstellung endet, eine weitere steht kurz bevor. Die eigenen Erwartungen an die kommende Ausstellung, sowohl die meiner Frau und Kollegin, Jennifer Jennsel, als auch meine, sind wie immer hoch.
Ich habe genug von virtuellen Kontakten und plaediere fuer wirkliche Begegnungen in realen Raeumen. Kunst schaffen fuer ein virtuelles Publikum hat mich muede werden lassen, aber auch gezeigt, wie wertvoll mir ein tatsaechlicher Austausch ist.
Gerhard Richters Birkenau-Zyklus demonstriert die Nicht-Darstellbarkeit der nationalsozilistischen Verbrechen. Hinter dicken Farbschichten verschwinden fotografische Dokumente eines Menschen, der die Schrecken selbst erlebte und dokumentierte. Richters Kunst verdeckt den Blick darauf.
Eine Kunst, die vorgibt mit Traditionen zu brechen, ist eine verlogene Kunst, die sich einem Markt und einer Gesellschaftsordnung unterwirft, die vorgibt, alternativlos zu sein.
Die in Vergessenheit geratenen Schutzgoetter sind inzwischen selbst auf Schutz angwiesen. Dabei verlieren sich die Menschen in Eigennutz, Individualismus und eine Freiheit, die keine Ruecksicht auf den Naechsten nimmt.
Wovon sprechen wir, wenn wir von Kunst sprechen? Und wer weiss, dass "freie Kunst" freien Maennern vorbehalten war (und ist?), die fuer ihren Brotererwerb nicht arbeiten muessen? Von dieser Kunst will ich mich frei sprechen.
Wie frei ist meine Kunst? Wie frei bin ich von aeusseren Zwaengen? Kann oder muss ich mich sogar als Kuenstler von aeusseren Zwaengen befreien, um freie Kunst zu machen? Oder ist Kunst ohnehin frei in einer Gesellschaft, die sich die Freiheit auf die Fahnen geschrieben hat?
Corona bestimmt unser jetziges Leben. Wir verbinden Krankheit, Tod und vielerlei Einschraenkungen mit dem Virus. Zugleich beschert die Pandemie neue Einsichten, individuelle und gesellschaftliche Alternativen.
Mythologie und Wirklichkeit sind jeweils Resultat unseres Denkens. Daher ist das Phantastische nicht weniger real als das, was wir mit Wirklichkeit beschreiben. Wir bestimmen am Ende, was wirklich ist.
Es gibt viele Gruende, als Kuenstler Danke zu sagen. Weniger fuer das wenige Geld, dass ich als Kuenstler mit der Malerei verdiene. Aber es gibt genug andere Gruende, die ich gar nicht alle aufzuzaehlen vermag.