
Dem Wald werden in den Kulturen der Welt verschiedene Bedeutungen und Eigenschaften zugeschrieben: positive wie negative. Den „dunklen Wald“ kennen wir aus der Märchenwelt sowie aus den Beschreibungen römischer Imperatoren wie Cäsar und Tacitus, die den Wald als einen Ort beschreiben, den einheimische „Barbaren“ als Hinterhalt zu nutzen wissen. Das Eindringen ins Unbekannte und nicht zuletzt die Begegnung mit fremden Kulturen birgt viele Gefahren. Die Gefahr, die dem Fremden zugeschrieben wird, resultiert zumeist aus der Projektion eigener nicht friedlicher Absichten auf das Fremde. Dementsprechend wird das Fremde dämonisiert. So wie die Gorgonen in der griechischen Mythologie seinerzeit in die noch vollkommen unbekannte Gegend um das Atlasgebirge verortet worden waren. Die Unbekannten werden als beflügelte Schreckgestalten mit Schlangenhaaren beschrieben. Gut möglich, dass sie zur Abschreckung von Eindringlingen entsprechende Masken und Kleider trugen, die solche Assoziationen hervorrufen konnten. Möglich aber auch, dass ihnen diese nur zugeschrieben wurden, um die Bezwingung der Monster besser rechtfertigen zu können.
Die Geschichte Medusas, jenes von Poseidon vergewaltigte Mädchen, das für „ihren Frevel“ von Athene bestraft worden und am Ende quasi für vogelfrei erklärt worden war, so dass sie ungestraft vom „heldenhaften“ Perseus getötet werden konnte, wurde mit dem Mythos der unsterblichen Gorgonen verknüpft. Warum diese Verknüpfung vorgenommen wurde, ist nicht bekannt. Aber es drängt sich mir der Verdacht auf, dass eine Vergewaltigung eines Mädchens mit einer Eroberung eines fremden Volkes wie der Gorgonen Afrikas gleichgesetzt wurde. Wie gegenwärtig dieser Gedanke ist, lässt sich nicht nur an Beispielen kriegerischer Auseinandersetzungen ablesen, sondern auch am bis heute nicht überwundenen Geschlechterkampf zwischen Männern und Frauen. Auch die Homophobie geht meines Erachtens auf die Herabwürdigung des weiblichen und vermeintlich schwachen Geschlechts zurück. Auf Dauer lässt sich diese Diffamierung, trotz der gegenwärtigen Konjunktur patriarchischer Gesinnung, nicht aufrechterhalten. Umso dringender gilt es die patriarchalischen wie kolonialen Muster zu dechiffrieren, die die griechische Mythologie aufweist. Sei es in der Geschichte über Medusa oder der Medea oder der Pasiphae. Die Liste ist lang.
Kommentar schreiben