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Im Hexenwald von Wernigerode

Baumwurzel, Buche, Nebel, Buchewald, Erde, Laub
Im Hexenwald von Wernigerode, Acryl auf Baumwolle, 60 cm x 80 cm, 2024

 Um es vorweg zu nehmen, in Wernigerode wird man vergeblich nach einem Ort mit dem Namen Hexenwald suchen. Vielmehr bezeichne ich den Wald in unmittelbarer Umgebung des Schlosses als Hexenwald. Denn im Schloss von Wernigerode wurden einst Männer und Frauen der Folter unterworfen, damit diese sich als Hexen und Hexer bekennen, um anschließend mit dem Feuertod bestraft zu werden. Im Schloss erfahren die Besucher nichts von all dem. In Wernigerode weist seit 2017 lediglich eine leicht zu übersehende Gedenktafel darauf hin, dass in Wernigerode im Zuge der Hexenverfolgung Frauen und Männer unschuldig gefoltert und/oder hingerichtet wurden.

 

Lange Zeit wehrte sich die Stadt Wernigerode gegen ein Gedenken der Opfer von Hexenverfolgung, obwohl die Hexenbegeisterung touristisch wie überall im Harz und um den legendären Brocken gerne vermarktet wurde. Die Begründung gegen eine Gedenktafel war, dass unter den Opfern tatsächlich auch Mörder gewesen seien. Es sei dahingestellt, ob die Mörder auch "in Güte" befragt worden waren, um deren Schuld unter Beweis stellen zu können. Mit der Inschrift, die besagt, dass Frauen und Männer unschuldig(!) gefoltert und/oder hingerichtet wurden, sind tatsächlich oder auch vermeintlich Schuldige ausgeschlossen.

 

Wie bereits erwähnt erfahren Schlossbesucher über diesen Teil der Geschichte nichts. Vielmehr werden in der Schlossausstellung die Zeugnisse der hochwohlgeborenen Bewohner*innen in den Fokus gesetzt. Nur einige wenige Artefakte aus DDR-Zeit verweisen dagegen auf die Schattenseiten der seinerzeit herrschenden aristokratischen Klasse, die auf Kosten des Großteils der Bevölkerung lebten und, wie ihre russische und englische Verwandten, zum Unwohl des Volkes Armut, Unterdrückung und Kriege bewirkten.

 

Inzwischen ranken sich vielerlei Mythen um die Hexenverfolgung, die u.a. nicht, wie häufig behauptet wird, einer bestimmten Gruppe von Frauen wie bspw. Pflanzen- und Heilkundige oder Hebammen galt. So wenig wie sich die Hexenverfolgung auf wissende oder arme Frauen und sozial oder örtlich Außenstehende fokussierte, gab es vielerlei Motive für die Verfolgung. Auch die Verfolger waren nicht alleine katholische oder protestantische Geistliche, wenngleich diese eine erhebliche Mitschuld an der Hexenverfolgung trugen. Doch auch eine Mischung aus Aberglauben, Existenzängsten, Neid und Habsucht leisteten einen Beitrag dazu.

 

 

Als ich unlängst das Schloss von Wernigerode besuchte, war das Schloss von dichtem Nebel umgeben. Im umliegenden Wald gedachte ich der als Hexen verfolgten Menschen und ihr unermessliches Leid, das sie hier erleiden mussten: im Hexenwald von Wernigerode.

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