„Der König“ ist allgegenwärtig: in Geschichte, Mythologie, Märchen, in der Gegenwart, in Europa und weltweit. „Der König ist tot! Es lebe der König!“ Warum? Warum heute noch und hier?
Er ist Projektionsfläche guter und schlechter Eigenschaften: barmherzig, gütig, allmächtig, einsam, liebevoll, hasserfüllt … eine Ansammlung aller menschlicher Eigenschaften zischen Gut und Böse. Er ist also alles und nichts. Er ist wie die Königin, die Prinzessin, der Prinz, die Närrin, die Hexe, das Krokodil, der Zauberer und der Kasperle. Heutzutage trägt die Klatschpresse zu seiner Menschlichkeit bei, erzählt von seinen Alltagssorgen, erzählt, dass er eigentlich sei wie Du und ich und, dass er eben König sei oder eben Königin. Aber eben nicht zufällig, sondern Gottgewollt und Gott, na ja, der hat eben auch seine Sorgen. Und sei es mit uns.
Ich selbst kann und gut und gerne auf König*innen verzichten, ebenso auf Präsident*innen, Autokrat*innen, Premierminister*innen und Kanzler*innen. Ich bin der Auffassung, dass wir alle auf derlei Chef*innen nicht angewiesen sind, wenn wir unsere Bequemlichkeit aufgeben würden und unsere Geschicke selbst in die Hand nähmen, könnten wir eine Gesellschaft gestalten, in der Freiheit und Gleichheit nicht allein formal garantiert sein würde, sondern unserer eigenen Wirklichkeit entspricht. Dann hätten wir allerdings keine Projektionsflächen mehr und müssten unser eigenes Leben leben. Ich für meinen Teil könnte das aushalten.
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