Eine Kehrtwende ist in vielerlei Hinsicht wünschenswert. Aber trotz der vielen Prognosen, wonach die nach wie vor anhaltende Pandemie einen Umschwung bewirken könne, ist keinerlei Verbesserung in Sicht. Nach der Pandemie wird es voraussichtlich viele ausgelassene Partys geben: ausgelassener als jemals zuvor. Sie sollen schnell vergessen machen, auf welche Missstände wir in der Krise aufmerksam wurden. Sofern wir die Missstände jemals wahrgenommen haben.
Aber wem tatsächlich der Schuh drückt, wird auch durch derlei Feierlichkeiten und andere Ungetüme der vergessen machenden Unterhaltungsindustrie nicht vergessen können, was zum Himmel schreit. Aber was bleibt uns auch Anders, als zu vergessen? Selbst nach Lösungen zu suchen und dafür Sorge zu tragen, dass diese auch umgesetzt werden, erfordert Kraft, Energie, Geduld und Hartnäckigkeit. Das ist viel verlangt, aber zugleich das, was wir tun können.
Wenn beispielsweise ein/e Politiker*in oder Manager*in ein Vielfaches einer Putzfrau, eines Putzmannes, Krankenpfleger*in, Verkäufer*in oder Sanitäter*in verdient, ist das mit nichts zu begründen. Es bestätigt lediglich einige von vielen Ungleichheiten innerhalb unserer Gesellschaft. Die Tatsache dieser Ungleichheiten beruht nicht auf Ergebnisse demokratischer Entscheidungsprozesse. Vielmehr entscheiden darüber einige wenige Menschen, die sich selbst dazu ermächtigen, weil sie Geld und Einfluss besitzen. Am Ende entscheiden auch sie darüber, was in Legislative, Exekutive und Judikative geschieht: wider allen demokratischen Regeln, die bei allen wichtigen Entscheidungen, ungeachtet bleiben. Wenn dies nicht ohnehin alle wissen oder zumindest ahnen, ändert sich daran nichts. Zwar heißt es, die Macht ginge vom Volke aus. De facto liegt diese bei einigen wenigen Menschen, deren Macht im Notfall auch von Polizei und Militär verteidigt werden wird. Im Fall der Fälle haben Polizei und Militär die „besseren Argumente“. Das ist unbestreitbar so. Aber auch wenn es so ist, möchte ich diese Argumente zumindest in Zweifel ziehen und hinterfragen, ob die Verteidigung derartiger Machtverhältnisse gerechtfertigt sind.
Zumindest werde ich solange solche Fragen stellen, bis es eine Kehrtwende gibt und nicht nur in Erwägung gezogen wird.
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