Wer will sich schon gerne mit dem Merkmal einer Unfreien Kunst schmücken? Aber ich frage mich auch, wer ernsthaft darauf pocht, freie Kunst zu machen und ein/e freie Künstler*in zu sein? Wie frei bin ich selbst in der Malerei? Wie frei kann und will ich tatsächlich sein? Dies kann nur jede/r Künstlerin für sich selbst entscheiden. Dabei weiß ich von mir selbst, wie sehr ich mit Zwängen des Marktes, der Moral, Politik, Religion vorgegebener oder tatsächlicher Befindlichkeiten zumindest konfrontiert bin. Auch wenn es am Ende immer wieder meine freie Entscheidung bleibt, wie ich damit umgehe.
Einige werden vielleicht denken, dass ich mit der Beeinträchtigung einer freien Kunst übertreibe, im Glauben, dass Kunst keinerlei Einschränkungen unterworfen sei. Andere werden denken, Kunst lasse sich gar nicht einschränken. Das setzt allerdings auch voraus, dass der oder die Künstler*in selbst frei ist bzw. sich in ihrem künstlerischen Schaffen frei machen kann.
Der in unserer (freien) Gesellschaft inflationär verwendete Begriff der Freiheit hat seine Schuldigkeit nicht zuletzt dem (freien) Wertesystem westlicher Demokratien zu verdanken, die im „kalten Krieg“ jene Freiheit zu verteidigen vorgaben, die der erklärte Feind des Ostens einzuschränken trachtete. In Anbetracht der nach wie vor häufigen Verwendung des Freiheitsbegriffs in Politik, Medien, Wissenschaft und Kunst, wird dessen propagandistische Bedeutung deutlich. Die Freiheit dient als Kampfbegriff einer Kriegspartei gegenüber eine feindliche Kriegspartei, die, so der Tenor, das Gut der Freiheit zu unterdrücken anstrebt.
Wie frei ist meine/deine Kunst? Wie frei bin ich selbst als Künstler? Wie sähe ein Dialog eines platonischen Sokrates aus, der fragt, was Freiheit, was freie Kunst sei? Es ist an jeder und jedem selbst, die Frage für sich zu beantworten.
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