In der Weihnachtsgeschichte sind die Hirten die Ersten, die auf die Geburt Jesus aufmerksam gemacht werden. Sie sollen dann auch die Ersten gewesen sein, die die frohe Botschaft in die Welt trugen. Doch zuvor wurden die Hirten erst einmal in Schrecken versetzt. So schreibt der Evangelist Lukas: „Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie; und sie fürchteten sich sehr.“ Danach erst beruhigt der Engel die Hirten mit den Worten „Fürchtet euch nicht!“
Als Erklärung dafür, warum es gerade Hirten gewesen waren, die als Erstes die Botschaft erhielten, wird gerne auf die Armut der Hirten und auf die nicht weniger ärmlichen Umstände der Geburt Jesus verwiesen. Ob das jedoch der entscheidende Grund des Evangelisten Lukas gewesen war, auf die Hirten als erste Empfänger der frohen Botschaft zu verweisen, wage ich zu bezweifeln. Denn Lukas verfasste keineswegs, wie später Apostel Paulus, eine Botschaft an die Heiden. Sein Adressat war ausschließlich das jüdische Volk: die Nachkommen des nomadischen Hirten Abrahams. So wie der Neugeborene auch als einer der ihren und mehr noch, als der Sohn König Davids verkündet wird: „...denn euch ist heute in der Stadt Davids der Heiland geboren; das ist Christus der Herr.“
In weltlicher Hinsicht wurde Jesus damit zum legitimen Erben Davids, zum König Israels erklärt. Die römische Besetzung Palästinas und der Stadt Jerusalem galt demnach als Unrecht und würde, so die Botschaft, mit Davidssohn ein baldiges Ende finden. Das war der weltliche Kern der Heilsbotschaft, von der natürlich als Erstes die Hirten, das Volk Israels unterrichtet worden war.
Das Weihnachtsfest, das heutzutage weltweit gefeiert wird, hat mit diesem historischen Hintergrund, der hier ja auch nur gemutmaßt wird, nichts mehr zu tun. Das Ende der „Hure Babylon“ bzw. der „Hure Rom“ konnte Davidssohn bekanntlich nicht herbeiführen. An dieser Aufgabe war der Messias gescheitert. Gleichwohl sind die Verweise auf das Ende des „sündigen Babylons“ und die sündigen Metropolen der Welt aktueller denn je.
In diesem Zusammenhang erinnere ich gerne an den Monty Python Film „Das Leben des Brian“ und die darin gegebenen Antworten auf die rhetorisch gemeinte Frage „Was haben die Römer je für uns getan?“.
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