Diese Ostertage werden vermutlich aus Gründen in unserem Gedächtnis bleiben, die jenseits dessen liegen, warum an diesen Tage einst vielerorts gefeiert wurde. Natürlich steht zu Ostern gewöhnlich Christus Opfertod und Auferstehung im Vordergrund. Jetzt aber, wo wir selbst Opfer bringen müssen, um die Bedrohung durch einen Virus zu überwinden, möchte ich auf jene Opfer zu sprechen kommen, die über Jahrhunderte hinweg Frauen bringen mussten, die sich in den Schatten von Männern stellen mussten, auch dann, wenn ihre Leistungen denen der Männer ebenbürtig waren oder sogar übertrafen. Dabei will ich nicht außer acht lassen, dass Frauen sich freiwillig in den Schatten stellten, um statt selbst Karriere zu machen, dies den Männern überließen. Das gilt beispielsweise für die russische Malerin Marianne von Werefkin, welche besonders talentiert ihre künstlerische Arbeit zugunsten der Ausbildung ihres Geliebten, Alexej von Jawlensky, unterbrach. Und natürlich ist das Beispiel dieser Künstlerin, die nicht zuletzt auch einen wesentlichen Beitrag zur Förderung und Entwicklung Gabriele Münters und Wassily Kandinsky beitrug, nicht einzigartig. In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen anderen Aspekt dieser Opfer hinaus, der in (kunst)historischer wie gegenwärtiger Hinsicht vollkommen und systematisch übersehen wird, nämlich die Bedeutung von Frauen in Kunstrichtungen, die systematisch und nahezu vollständig Männern zugeschrieben werden. Dazu gehört u.a. der Symbolismus und der Surrealismus, der infolge der Erkenntnisse und Publikationen Freuds und C.G. Jungs die bildende Kunst revolutionierte. An dieser Stelle möchte ich jedoch darauf verzichten einzelne Vertreterinnen zu benennen. Ich halte es auch für falsch, Künstlerinnen dieser Gattungen als eben solche hervorzuheben. Vielmehr geht es mir darum, anzuerkennen, dass Künstlerinnen wie Künstler nebeneinander an neuen Ausdrucksformen arbeiteten und Künstlerinnen nicht als Beiwerk dieser Bewegungen missverstanden werden, die angeblich nur von Männern geschaffen und getragen worden seien: ein Irrtum, der immerfort tradiert und erneuert wird.
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