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Die Entdeckung der Welt

Mensch, Tier, Pferd, Giraffe, Baum, Rad, Sonne, Mond
Die Entdeckung der Welt, Acryl auf Baumwolle, 50 cm x 40 cm, 2019

Es ist ein Irrglauben, zu glauben, die frühe Malerei der Menschheit sei im Vergleich zu unserer naiv und primitiv gewesen. Vielmehr ist es so, dass wir verlernt haben, die Bilder unserer Vorfahren zu lesen. Dabei ist die Vielfalt dieser Bilderwelten nicht hoch genug einzuschätzen. Die Einordnung naiv und primitiv lenkt von unserem eigenen Unvermögen ab, die Welt mit eigenen Augen zu sehen und zu verstehen.

 

Die in der Renaissance wieder entdeckten Erkenntnisse der Optik führten zu dem Glauben, diese hätten zu naturgetreuen Abbildungen der Welt beigetragen. Richtig ist vielmehr, das mithilfe optischer Hilfsmittel, mit Fluchtpunkten, der Camera Obscura, Spiegeln und Linsen dreidimensionale Räume, Dinge und Lebewesen auf flache Malgründe übertragen und damit auf zwei Dimensionen reduziert worden waren. Seitdem bestimmen diese Reduktionen maßgeblich unser Sehen. Die Malerei des 19. Jahrhundert bestand nahezu ausnahmslos aus mehr oder weniger kolorierten Fotografien. Die Beschränktheit unseres Sehens geht sogar soweit, dass in einigen Museen Skulpturen wie die von Alberto Giacometti lediglich von einer Seite her zugänglich, also quasi nur zweidimensional sichtbar gemacht werden.

 

Inzwischen werden diverse Meisterwerke der Malerei digital aufgeblasen und dem verzückten Publikum mitunter sogar in 3D-Format, der „perfekten“ Illusion von Dreidimensionalität, vorgeführt. In digitalen Spiel- und Erlebniswelten wird eine junge Generation an virtuelle Welten herangeführt, die zukünftig die noch bestehenden Irritationen natürlichen Sehens vermeiden helfen soll.

 

Im Unterschied zur „realitätsgetreuen Wiedergabe“ fotorealistischer Gemälde, die aufgrund perspektivischer Gesetze die Welt nur von außen zu betrachten versteht, bewege ich mich im Raum, verändere bisweilen meinen Blickwinkel und nehme auf, was ich aufzunehmen vermag. So widme ich mich verstärkt der Malerei des Utopischen, wider der Virtualisierung der Welt und hin zur Gesetzmäßigkeit meines eigenen „unvernünftigen Sehens“. Da fühle ich mich gleich wieder wie Zuhause.

 

 

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