Wiederkehr der Utopischen Malerei

Der Ausschnitt zeigt Mictlancihuatl, die aztekische Herrin des Todes, die ueber die Knochen der Toten und den der Toten geweihten Feste wacht.
Ausschnitt aus das Geheimnis von Mictlan, Acryl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2018

Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück. Der Weg zur Utopischen Malerei ist beschwerlich, mit Irrwegen, gescheiterten Versuchen, Neuanfängen und Rückschritten verbunden. Nichtsdestotrotz: der Weg lohnt sich. Nur in düsteren Phasen will es mir scheinen, dass ich nicht vorwärts, sondern rückwärts gehe. Na und? Utopischen Malerei ist an keine Zeit gebunden. Nur die Fortschrittsgläubigen mögen sich daran binden. Meine Utopie für die Zukunft ist noch nicht gemalt. Also habe ich Zeit, mich der Utopie der Gegenwart zuzuwenden. Ich habe also genug zu tun.

 

Schon die Malerei der Moderne zeigte etwas auf, dass ich nicht als eine fortschreitende Entwicklung, sondern vielmehr als einen Zwiespalt zwischen individueller, moderner und kollektiver, „primitiver“ Kunst ansehe. Die abstrakte Malerei bildete dabei die Sackgasse für ein fürwahr primitives Verständnis einer Abstraktion des vermeintlich Primitiven.

 

Der mexikanische Maler Diego Rivera bettete einheimische traditionelle Künste des mexikanischen Volkes in die Kunst der Moderne ein. Sein „naiver Idealismus“ ist ein Wegweiser zu einer utopischen Malerei, die den modernen Fortschritt für den Menschen infrage stellt. Denn mit seiner Würdigung alter Kulturen und Künste erhalten gesellschaftliche Erneuerungen im Dienste des mexikanischen Volkes eine reale Grundlage.

 

Wenngleich viele der Errungenschaften der mexikanischen Unabhängigkeit 1821 und der mexikanischen Revolution 1910 verloren gegangen sind, erinnern nicht zuletzt die Wandmalereien Riveras an Werte für die es sich einzusetzen lohnt. Das ist weder naiv noch idealistisch, sondern im besten Sinne utopisch, also wahrhaftig.

 

Allen Widerständen und Pseudo-Realitäten zum Trotz gehört es zur Aufgabe eines (utopischen) Künstlers, sich dieser Wahrhaftigkeit anzunehmen.

 

 

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