Als der Bildhauer Auguste Rodin 1875/1876 die Skulptur „Das Eherne Zeitalter schuf“ war ihm der Vorwurf gemacht worden, seine lebensechte Figur nicht modelliert, sondern lediglich einen Abguss gemacht zu haben. Fortan vergrößerte oder verkleinerte er seine Figurendarstellungen, um jeder Kritik vorzubeugen.
Heutzutage ist es ein leichtes, lebensechte Figuren in jeder gewünschten Größe von einem 3D-Drucker ausdrucken zu lassen. Da dürfte selbst ein Rodin Schwierigkeiten haben, seine Virtuosität zweifelsfrei unter Beweis zu stellen. Ähnlich sieht es mit zeichnerischen und malerischen Fertigkeiten berühmter Künstler*innen aus, die auf technischem Wege leicht kopiert, variabel verfeinert und verändert werden können. Hyper- bzw. superrealistische Meisterwerke können inzwischen von jedem Laien produziert werden. Und nicht wenige Menschen stellen bereits die Frage, ob der Computer nicht auch der bessere Künstler sei.
Was ich dagegen wahrnehme, ist, dass der „bessere Künstler“ lediglich Kunstwerke schafft, die dem Ideal und dem Abklatsch der Modebranche zu entsprechen scheint, einer Industrie also, die zugleich auch die fragwürdigen ästhetischen Normen und den kulturellen Geschmack des herrschenden Massenkonsums bestimmen - nach dem Motto: Kunst ist, was gefällt! Schön ist, was gefällt!
Kunst lässt sich jedoch nicht auf „schöne Werke“ reduzieren, die ins Off- und Online-Schaufenster der Mode- und Medienindustrie passen. Aber wer wirklich auf der Suche nach Kunstwerken ist, wird, und darum bin ich froh, den Unterschied zur Abklatsch-Industrie zu erkennen wissen.
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Rita Pyriki (Mittwoch, 14 November 2018 12:22)
Da hast du Recht...Kunst ist nicht schön...Kunst ist Kunst und wird oft verhunzt.Kunst ist niemals der Abklatsch von irgendetwas,sondern immer das was man selber fühlt,sieht und entwickelt und gestaltet.LG Rita