Die biblische Geschichte von der Erschaffung des ersten Mannes war vermutlich von den Erzählungen über König Gilgamesch inspiriert, nachdem diese historische oder vielleicht auch legendäre Gestalt Anfang des 3. Jahrtausends v.u.Z. die Mauer von Uruk errichten ließ und sich mithilfe seines Freundes Enkidu der göttlichen Macht der Ischtar widersetzte. Der Siegeszug männlicher Vorherrschaft sollte fortan nicht mehr aufzuhalten sein. Alles Vorherige wurde jetzt aus der Perspektive der jungen Weltbeherrscher im Stil von Gilgamesch erklärt. Allerdings scheinen den Ordnern und Hütern der „neuen Welt“ einige Fehler unterlaufen zu sein. Denn immer wieder deutet einiges auf deren eigene Unzulänglichkeiten und die Schützenhilfe ausgerechnet derer hin, die sie für minderwertig erachteten.
Beim Versuch, die Unfähigkeit des Mannes zu verbergen, Leben hervorzubringen, muss zunächst einmal der Kopf des Götterkönigs Zeus herhalten, um Athene, die Göttin der Vernunft zu gebären. Unter ihrer Obhut wird es endlich Perseus gelingen, Medusa, die Königin der „schrecklichen Gorgonen“ zu enthaupten. Bis zu den Zeiten Perseus gehörten die Gorgonen vermutlich zu einem Weltreich gewaltigen Ausmaßes, das sich mit dem Alexander des Großen hätte messen lassen. Der Untergang und das „Verschwinden“ der offenbar auf Mutterrecht beruhenden Königreiche ist mit männlichen Helden verbunden, die einerseits, wie bei Herakles, Ajax und Achill, Körperkraft, oder wie bei Theseus, Perseus und Jason, Mut hervorheben, aber andererseits auf die Hilfe von Frauen, wie Medusa und Ariadne, und nicht zuletzt auch auf List und Betrug im Stile Odysseus angewiesen sind. Nach erfolgreicher Mission entledigen sie sich ihrer Helferinnen oder wollen sie vergessen machen. Der angeblich in letzter Not vereitelte Mordversuch Medeas auf Theseus zeigt mir, wie sehr die Heroen der Männerherrschaft die Rückkehr alter weiblicher Stärke und Macht befürchten: bis heute.
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