In vielen Bildern Van Goghs hält die Industrialisierung in Form der Elektrizität, Eisenbahnen und Fabrikschornsteine Einzug. Bei der Betrachtung dieser Bilder erscheinen mir diese deutlichen Zeichen der Moderne als vorhandene und zugleich störende Elemente seiner Zeit. Beim häufig von Van Gogh aufgegriffenen Motiv „Weizenfeld mit Blick auf Arles“ sind die Fabrikschornsteine und die Lokomotive deutlich zu erkennen, aber dennoch weit in den Hintergrund gerückt. Das von einer Landarbeiterin und einem Landarbeiter bearbeitete Weizenfeld nimmt den Großteil des Bildes ein.
Nichtsdestotrotz rückte Van Gogh in einigen seiner Bilder auch die modernen Eisenbahnen, Brücken und Fabriken in den Vordergrund. Als guter Beobachter übersah er bei der „Sternennacht über der Rhône nicht die im Wasser gespiegelten und von elektrischer Energie gespeisten Lichtquellen. Im Bild „Das Nachtcafé an der Place Lamartine in Arles“ wird das künstliche Licht zum herausragenden Thema. Ebenso in „Terrasse des Cafés an der Place du Forum in Arles am Abend“ erscheint die Caféterrasse im künstlichen Licht, während der abendliche Sternenhimmel in den Hintergrund gerät.
Das elektrische Licht erhält bei Van Gogh den gleichen Farbton wie die von ihm gemalten untergehenden Sonnen. Wenngleich das kein Beweis ist, so könnte dies doch ein Indiz für seine ablehnende Haltung gegenüber dem modernen Kunstlicht sein. Allerdings weiß ich nicht, ob und in welcher Weise er sich zu dieser Frage jemals schriftlich geäußert hat. Vermutlich war er sich sogar des unaufhaltsamen Siegeszuges der Industrialisierung bewusst und beließ es dabei, es in seinen Werken zu dokumentieren. Denn ungeachtet der in seinen Bildern sichtbar gemachten Moderne gilt sein Hauptaugenmerk den Natur- und Kulturlandschaften und den einfachen und schwer arbeitenden Menschen seiner Zeit.
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