Mein „Janus“-Bild ist so skizzenhaft wie das geringe Wissen, was ich über diesen Gott habe. Was ich weiß, ist, dass Janus der Gott des Anfangs und des Endes war und zur ursprünglichen Mythologie der Römer gehörte. Seinesgleichen findet sich nicht in der griechischen Mythologie. Und nicht nur diese Tatsache macht ihn interessant für mich. Denn als Gott des Anfang und des Endes ist Janus ein Gott des Alles umfassenden und in direkter Konkurrenz zum jüngeren Göttervater Jupiter. So soll Janus auch den vor Jupiter fliehenden Saturnus bei sich aufgenommen haben.
In gewisser Weise manifestiert sich mit Janus eine göttliche Macht, die sich neben der von Jupiter unangefochten behaupten konnte. Das bedeutet, dass sein Kult nicht von Jupiters Götterwelt und seinen Priester*innen verdrängt werden konnte.
Nichtsdestotrotz handelte es sich um eine männliche Göttergestalt, die ursprünglich das männliche Gegenbild zur Göttin Jana bzw. Diana war. Erst später wurde er zum Gott aller Dinge: zur Tür ins Diesseits und Jenseits. Im Doppelkopf drückt sich die Dualität des Seins aus: Anfang und Ende, Leben und Tod, Schöpfung und Zerstörung …
Als ursprünglicher Licht- und Sonnengott vereinigt er sich im Schöpfungsakt mit Jana/Diana, der Göttin des Mondes. Janus und Jana bilden in der römischen Mythologie eine gemeinsame Gottheit ab, die sich bei den Azteken im zweigeschlechtlichen Schöpfergott Ometeótl offenbarte. Die Einheit von Geburt und Tod, Schöpfung und Zerstörung, Mann und Frau usw. wurde erst unter der Deutungshoheit männlicher Priester in einem Ungleichgewicht männlicher Vorherrschaft aufgelöst. Dieser verhängnisvolle Irrtum trägt bis heute zum Unheil in unserer Welt bei. Die Zeit ist überfällig, diesen Irrtum zu erkennen und zu beseitigen. In diesem Sinne bleibt mein Janus lediglich eine Skizze für ein Götterbildnis, in dem Janus und Jana eine Einheit bilden werden.
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