In Deutschland brummt es. Ich wünschte, es brummten wieder Bären und Bienen. Aber es brummt die Wirtschaft. Auf florierenden Märkten, in aufstrebenden Städten oder in erfolgreichen Firmen brumme es wie in einem Bienenstock, erklärt Hermann Unterstöger seinen Lesern in der Südddeutschen Zeitung, wenn der Arbeitsmarkt im übertragenen Sinne brumme. Und in der Tat mühen sich tagtäglich, emsig wie die Bienen, Arbeiterinnen und Arbeiter in Minijobs und unter Leiharbeitsverträgen. Deutschland ist nicht nur Exportweltmeister, sondern auch Weltmeister im Billiglohnsektor. Doch verdienen die Billiglohnjobber schon zu viel im Vergleich zu den ehemaligen Saisonarbeiterinnen und Arbeitern, die inzwischen fehlen, um zu niedrigen Löhnen die Ernte einzufahren. Das übernehmen u.a. Migrantinnen und Migranten in Südeuropa, damit billige Orangen und Weine in Supermärkte kommen, um jene bei Laune zu halten, die sich fair gehandelte Qualitätsprodukte nicht leisten können.
Aber es brummt, indes Bienen an Pestiziden verenden und damit eine Vorahnung auf den eigenen schleichenden Tod ankündigen, der mit der nicht weniger florierenden Agrarwirtschaft und Biochemischen Industrie verbunden ist. Auch mein Schädel beginnt bei den Worten zu brummen, dass es „uns“, „den“ Deutschen sehr gutgehe.
Ja, ich möchte auch guten Wein zu fair gehandelten Preisen genießen, mich mit qualitativ wertvollen Textilien kleiden und etwas essen, das nicht aus ökonomischen oder kriminellen Beweggründen kontaminiert ist. Warum auch nicht? Wenn nur das merkwürdige Brummen nicht wäre.
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