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Ich muss

Eine Marionette erwacht
Das Erwachen der Marionette, Acryl auf Leinwand, 80 cm x 60 cm, 2016

Meine Großmutter pflegte auf Äußerungen wie „ich muss“, mit „Du musst gar nichts. Du musst nur sterben“ zu antworten. Ich denke, dass sie recht damit hatte. Ein Freund von mir, ist gegenteiliger Meinung. Er glaubt, dass alles determiniert, also vorbestimmt sei. Ich finde das blödsinnig, obwohl ich weiß, dass ich nicht beweisen kann, das es tatsächlich völliger Blödsinn ist. Wenn mein Freund recht hätte, bräuchte ich für nichts mehr Rechenschaft und Verantwortung übernehmen, da mein Tun ohnehin vorbestimmt wäre. Jedoch würde ich mit dieser Haltung wohl kaum vor Gericht Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten rechtfertigen können.

 

Nichtsdestotrotz gibt es Handlungen, die wir im Leben wider besseren Wissens wiederholen. Dazu gehören beispielsweise auch die Nikotin- und Alkoholsucht oder das Verlangen etwas Süßes zu essen. Wir reden uns dann gerne ein, dass wir nicht anders können und Dinge tun müssen, die wir angeblich gar nicht wollen. Dabei ist es eher so, dass wir diese Dinge einfach gerne tun, also tatsächlich wollen. Wir pflegen unsere Süchte und erfinden Gründe, warum wir das, was wir wollen, angeblich tun müssen. Dafür nehmen wir auch bewusst gesundheitliche Probleme in Kauf.

 

So heißt es, dass ein starker Wille dazu gehöre, das Rauchen, den Alkoholgenuss oder süßes Essen zu unterlassen. Aber wie soll das gehen? Wie soll ich einen Willen dazu entwickeln, etwas nicht zu tun? Das funktioniert einfach nicht. Es macht ebenso wenig Sinn, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn man sich sagt: „Ich darf zwar nicht, aber ich muss einfach!“ Zu der Sucht kommt so nur noch ein Schuldgefühl hinzu, dass wiederum als Argument für die Sucht herangeführt wird.

 

Es geht darum, sich seines eigenen Willens bewusst zu werden und Bedürfnisse zu hinterfragen, die mir schaden. Oder anders gesagt, den eigenen Willen derart zu ändern, dass er mir zugute kommt.

 

 

„Das Erwachen der Marionette“ erinnert mich daran, dass ich die Fäden meines Willens selbst in der Hand habe.  

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