Wir machen uns ein falsches Bild von Medusa, wenn wir sie uns als ein Monster mit Schlangenhaaren und heraushängender Zunge vorstellen. Oder anders gesagt: von Medusa wurde ein falsches Bild erzeugt, um von dem wahren Bild der einst schönen Medusa abzulenken.
Von einem „Liebesspiel“ Medusas mit Poseidon im Tempel der Athene ist die Rede. Ovid erzählt, dass Poseidon dem Mädchen mit Gewalt die Unschuld raubte. Doch nicht der Urheber der Tat wird bestraft, sondern, wie immer noch und vielerorts üblich, das Opfer. Athene verwandelt das schöne Mädchen in ein hässliches und allseits gefürchtetes Ungeheuer. Doch damit nicht genug. Unterstützt von Athene wird ihr von Perseus zuletzt noch der Kopf abgeschlagen.
Dieser Hintergrund wird nicht zuletzt auch in der Bildenden Kunst gerne übersehen. Cellinis Werk „Perseus mit dem Haupt der Medusa“ zeigt mit Stolz den Sieg über das unschuldige Monster. Einiges spricht dafür, dass es sich gar nicht um ein Übersehen handelt. Vielmehr soll der Mythos der Medusa als Lehrstück dienen, weibliche Schönheit verbergen zu müssen. Jedes Zuwiderhandeln wird folglich bestraft.
Es kommt nicht selten vor, dass Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts und insbesondere Mädchen und Frauen für den an ihnen begangenen Missbrauch verantwortlich gemacht werden. Es wird Zeit, uns von dieser Last zu befreien.
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