Viele fragen einen bei der ersten Begegnung, woher man komme. Dabei erscheint es mir viel wichtiger zu erfahren, wohin jemand gehen wird. Und vielleicht offenbart sich dabei ein gemeinsames Interesse, eine Aufgabe, ein gemeinsamer Weg, den es zu beschreiten gilt.
Aktuell läuft im Arte-Programm eine Reportage zum „Menschenhandel – eine kurze Geschichte der Sklaverei“. Darin heißt es, dass in uns sowohl das Erbe eines Sklaven, als auch das eines Sklavenhalters lebendig sei. Das würde in gewisser Weise die Frage beantworten, woher wir kommen. Doch auch hierbei zeigt sich, dass die Frage, wohin wir gehen wollen, aufschlussreicher wäre.
Die Erforschung der Geschichte der Sklaverei ist noch relativ jung. Insoweit ist der Hinweis zur Reportage, dass die erzählte Geschichte eine kurze bzw. verkürzte Darstellung sei, naheliegend. Allerdings erklärt dies nicht, warum diese kurze Geschichte nur bis 1888, dem Datum der offiziellen Abschaffung der Sklaverei, erzählt wird. Auch beginnt die Reportage erst im 5. Jahrhundert, also nach dem Untergang des römischen Reiches und verweist lediglich darauf, dass die Sklaverei bis auf die frühesten Hochkulturen zurückreiche. Die in der Reportage gemachte Aussage, dass die Sklaverei seit Anbeginn der Menschheit existiert habe, ist dagegen einfach falsch.
Aber zunächst einmal bin ich froh, dass überhaupt der Versuch unternommen wurde, eine Geschichte der Sklaverei zu skizzieren. Denn es ist das Fundament, auf dem unser Wohlstand beruht. Denn es sind in erster Linie die Sklaven die diesen Reichtum erarbeitet haben. Und wir wären blind, wenn wir die aktuelle Sklaverei, die unseren Reichtum aufrechterhält, nicht wahrnehmen würden. Obgleich die Kehrseite in Form der nach Europa drängenden Flüchtlinge zunehmend als lästig und unerträglich angesehen wird.
Der Grund, warum wir mit anderen Menschen aus anderen, von Gewalt, Krieg und Armut bedrohten Regionen nicht teilen wollen, stützt sich auf dem Mythos, dass wir uns den Wohlstand selbst erarbeitet hätten. Es wird Zeit, dass wir erkennen, dass wir auf Kosten eines Raubbaus an der Natur und der Ausbeutung, der Versklavung von Menschen leben. Dabei ist vermutlich weniger als die Hälfte des weltweiten Reichtums nötig, um die gesamte Bevölkerung ausreichend zu ernähren. Darben müssten wir dabei keineswegs, wenn wir den Wohlstand mit allen Menschen der Welt teilen würden. Aber vermutlich schenken wir denjenigen, die partout nicht teilen wollen, zu viel Glauben.
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