Die Utopie der Wirklichkeit

Lange Zeit verheimlichten Maler wie Fernand Khnopff oder Franz von Stuck, Fotografien als Vorlage benutzt zu haben. Der Bildhauer Auguste Rodin dagegen bediente sich der Fotografie bedenkenlos. Zweifelsohne beeinflussten sich Fotografie und Malerei gegenseitig und veränderten den Blick auf das Kunstwerk. Der einstige Konkurrenzkampf zwischen Fotografie und Malerei trug letztlich zu einem neuen Kunstverständnis und der Reflexion von Wirklichkeit bei.

Mit den technischen Möglichkeiten Bilder in digitalisierter Form zu speichern und ins Netz zu stellen scheint inzwischen die aus dem Vergleich von Fotografie und Malerei resultierende Reflexion „realer Bilderwelten“ verloren zu gehen. Was nicht zuletzt daran zu liegen scheint, dass digitalisierte Fotografie und Malerei von digital produzierten sowie digital verfremdeten Bildern häufig nicht mehr zu unterscheiden sind.

Während sich einige Künstler um neue Ausdrucksmöglichkeiten in der digitalen Kunst bemühen, kursieren im Internet zunehmend Bilder, die lediglich den Eindruck von handgefertigten Zeichnungen und Gemälde erwecken (sollen) und mitunter sogar als solche deklariert sind.

Bleibt mir nur die Hoffnung, dass sich in Zukunft jenseits einer Vielzahl virtueller Erzeugnisse der Blick auf Kunstwerke schärft, die Einsichten neuer Wirklichkeiten widerspiegeln.