Am Abend des vergangenen Karfreitags wird in Nova Hartz im Süden Brasiliens die Passion Christi aufgeführt. Etwa tausend Zuschauer verfolgen das Schauspiel und sehen zu, wie ein römischer Soldat auf das in der Mitte aufgestellte Kreuz zugeht, an dem Jesus Christus angenagelt ist. Als der Legionär mit seinem Speer das Herz durchbohrt, springt ein Zuschauer mit den Worten „Ich werde Jesus nicht sterben lassen!“ auf die Bühne. Mit einem Motorhelm schlägt er auf den verdutzten Schauspieler in der Rolle des römischen Soldaten ein.
Ungläubig schauen die Zuschauer dem Spektakel zu, verunsichert, ob dies noch zur Passionsgeschichte gehört. Unterdessen versuchen andere Schauspieler, den Mann zurückzuhalten, der weiter auf den vermeintlichen Mörder Jesus Christus einschlägt.
Einzig der Schauspieler, der die Rolle von Jesus spielt, bewahrt Ruhe und bleibt in seiner Rolle. Selbst als das Kreuz umzustürzen droht und im wilden Durcheinander dem Retter von seinen Schauspielerkollegen Einhalt geboten wird.
Der angegriffene Schauspieler ist verängstigt, aber unversehrt. Als klar ist, dass weiter niemand zu Schaden gekommen ist, wird das Schauspiel mit Erfolg fortgesetzt. Einige Zuschauer zeigen sich später verärgert über den unvorhergesehenen Zwischenfall. „Die Leute verbringen Monate damit, etwas Sinnvolles zu proben, dann kommt jemand, um alles zu ruinieren“, beklagt sich eine Zuschauerin.
Bei dem Angreifer soll es sich um einen polizeibekannten Mann handeln, der, wie der Bruder des Angreifers erklärte, unter einer Psychosen leide und entsprechende Medikamente dagegen bekomme. Dieser psychisch kranke Mann, war der einzige unter tausend gesunden Zuschauern, der versuchte, das wunderschöne Todesschauspiel zu unterbinden, um den Erlöser zu retten. Es ist ihm nicht gelungen. Und ich vermute, dass er fortan darunter leiden wird.
Quelle: Janet Tappin Coelho, Independent
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