Künstler? Maler? Welche Stilrichtung? Figurativ, expressiv hätte ich vor vielen Jahren geantwortet und sah mich zugleich mit dem Problem konfrontiert, dass Expressive Malerei beinahe ausschließlich mit den Künstlergruppen „Brücke“ und „Der blaue Reiter“ assoziiert wurden. Irgendwann wies mich ein Freund darauf hin, dass meine Malerei am ehesten dem Expressiven Realismus entspreche: quasi als Brücke zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit. Also sah ich mich eine Weile als zeitgenössischen Vertreter expressiver realistischer Malerei.
Allerdings ist der Expressive Realismus eng mit der „verschollenen Generation“ verbunden: eine Generation vergessener deutscher Maler, auf die der Journalist und Kunsthistoriker Rainer Zimmermann in den 1980er Jahren aufmerksam machte. Also galt es für mich klarzustellen, dass der Expressive Realismus ein zeitgenössischer Kunststil ist und nicht als abgeschlossene Epoche anzusehen sei.
Was also ist das, was ich mache? Zumal es nicht allein um die Form, sondern auch um den Inhalt meiner Malerei geht. Sobald ich über den inhaltlichen Hintergrund, wie Mythologie, Geschichte und selbst über die Trivialität des Alltags sprach, „lernte“ ich, wie es darum in „Wahrheit“ bestellt sei. Würde ich diesen Auffassungen folgen, könnte ich Bilder eines Eventuell, Vielleicht oder vielleicht auch nicht malen und abstrakte Malerei als meine Zuflucht wählen.
Über Nacht überkam mich ein Gedanke, der mich nicht mehr schlafen ließ: der Gedanke an einer utopischen Malerei. Die Utopie, die ich jenseits einer fantasielosen Wirklichkeit und dogmatischen Wahrheit auf die Leinwand übertragen kann.
So habe ich es selbst in der Hand, Geschichte(n), Mythologie(n) und Alltag so zu interpretieren, wie ich es verstehe. Und niemand wird sagen können, dass meine Utopie eine falsche sei. Sie mag als weltfremd, wirklichkeitsfern, chaotisch oder auch verrückt verspottet werden. Jedoch wird es in der utopischen Malerei kein richtig oder falsch mehr geben. Und sie wird sich auch nicht auf ein den binären Code 1 und 0 beschränken lassen.
So überzeugt ich von der Notwendigkeit utopischer Gedanken und Konzepte einer besseren Zukunft bin, so überzeugt bin ich von einer utopischen Vorgeschichte, die sich zunehmend mit neuen Erkenntnissen über unsere Vorzeit als wahr erweisen werden.
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