Vincent van Gogh war der erste uns bekannte Künstler, der im freien Feld Landschaften in der Nacht malte. Heute wissen wir, dass eines seiner bekanntesten Gemälde der Nacht, „Die Sternennacht“ aus der Erinnerung eines Nachthimmels entstanden ist, der dem Blick aus seinem Zimmer in der Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole entsprach. Ungeachtet dessen, ob das Bild im Atelier oder in der freien Natur entstand, in den Augen Vincent van Goghs erschien die Nacht oft farbenreicher als der Tag.
Während seine Malerei mit Licht und Sonne assoziiert wird - was seine gemalten Sonnenblumen zu bezeugen scheinen -, werden Maler wie Rembrandt van Rijn mit Nacht und Schatten verbunden. Dies mag auch mit dem fälschlich „Die Nachtwache“ benannten Gemälde zu tun haben, das in Wahrheit „Die Kompanie Kapitäns Frans Banning Cocq und Leutnant Willem van Ruytenburgh bereit für den Aufbruch zum Marsch“ heißt. Bekannt für seine Hell-Dunkel-Malerei, malte er im Gegensatz zur Mehrheit der Künstler, vom Dunklen ins Helle.
Aber was ist ausschlaggebender bei der Malerei von Michelangelo Mersi da Caravagiio? Das Licht oder der Schatten? Letztlich ist es immer das Licht, das den Schatten bewirkt. Wie jedoch Licht und Schatten in Szene gesetzt werden, bestimmt die Atmosphäre eines Bildes. Und vermutlich gehörte Caravaggio nicht zu den heitersten Mitmenschen seiner Zeit. Das lässt sich auch zu van Gogh sagen, obwohl die Farbigkeit seiner Bilder eine andere Sprache zu sprechen scheinen. Dies aber scheint angesichts der Depression, unter der van Gogh gelitten hatte, ein Trugschluss zu sein. Möglicherweise führt aber dieser Trugschluss darauf zurück, dass wir zu sehr die farbenfrohen denn die düsteren Bilder van Goghs in Zusammenhang bringen.
Die düstere Farbigkeit der Bilder Gustave Courbets scheinen eher seiner regionalen Herkunft als seiner emotionalen Verfassung geschuldet zu sein. In seiner Geburtsstadt Besançon im Osten Frankreichs war das Wetter überwiegend trübe und regnerisch.
Ein wahrer Meister des Lichts ist der US-amerikanische Maler Edward Hopper. Der in seinen Bildern die menschliche Einsamkeit ans Licht zerrte. Die kühle Farbgebung seiner Gemälde zeichnet ein kulturpessimistisches Porträt seiner Zeit und der US-amerikanischen Zivilisation, als dessen Chronist er heute gilt.
Bei der eigenen Malerei ist es nicht unerheblich zu beachten, unter natürlichen oder künstlichem Licht zu arbeiten. Das Ergebnis wird sich je nach Beleuchtung gravierend verändern.
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Kunibert (Freitag, 31 Januar 2020 08:57)
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Gerhard (Freitag, 31 Januar 2020 09:12)
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