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Bedrohte Existenzen

Akrobatik
Artistenfamilie, Acryl auf Leinwand, 60 cm x 80 cm, 2014

 Ob mit oder ohne Corona: die Existenz vieler Künstlerinnen ist permanent bedroht. Zumindest darben viele Künstler*innen am Rande des Existenzminimums oder gar darunter und sind von zusätzlichen Einkünften oder staatliche Hilfen abhängig. Doch angesichts des marktwirtschaftlichen Volumens des Kunstbetriebes erstaunt es schon, wie wenig Unterstützung Künstler*innen im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen mit weniger wirtschaftlichen Volumen gegenwärtig erfährt. Auch die Künstlersozialkasse wendet sich nur jenen Künstler*innen zu, die über ein ausreichendes Einkommen aus ihrer künstlerischen Tätigkeit verfügen. Das ist wie Vieles andere bedenkenswert. Aber das große Jammern hilft uns nicht weiter, wenn wir nicht auch unseren eigenen Anteil an der Misere in den Blick nehmen.

 

Berlin steht beispielhaft für den billigen Ausverkauf von Künstler*innen. Berlin ist ein Mekka für Künstler*innen aus aller Welt, die sich und ihre vermeintliche Kunst kostenfrei und zumeist unter Wert feilbieten. Das kommt all jenen entgegen, die sich mit Werken bildender Künstler*innen schmücken. Unzählige Künstler*innen schmücken Kneipen, Restaurants und Galerien oder stellen für nicht wenig Geld und wenig Aussicht auf Verkauf ihrer Werke in Präsenz-Galerien aus. Kostenfreie Kunst lässt sich schwerlich unterbieten. Mit wachsender Zahl von Künstler*innen in der Kunstmetropole schwindet zunehmend Qualität und Ansehen der Künstler*innen. So gerät die verlockende Künstler*innenstadt zur Grabstädte gescheiterter Künstler*innenexistenzen.

 

Bei all diesem Elend sind Künstler*innen in der Regel nicht organisiert. Wo auch? Außerdem geht es doch vorrangig um die eigene Präsenz, die angesichts unzähliger Selbstdarsteller*innen ohnehin kaum die Chance haben, von irgendwem wahrgenommen zu werden. Dabei halten wir an unserem Alleinstellungsmerkmal fest, das so allein steht, dass es niemand bemerkt.

 

 

Künstler*innen brauchen Aufmerksamkeit. Doch nur die Wenigsten erhalten sie auch. Das lässt sich durch gegenwärtige Wertschätzung ändern sowie dadurch, an der Qualität eigener Werke und die der Kolleg`*innen mittels konstruktiver Kritik zu arbeiten, um diese zu verbessern. Denn nicht zuletzt geht es darum, sich sowohl als Künstler*in als auch die eigenen Werke weiter zu entwickeln. Dafür bedarf es neben eigenen Anstrengungen auch die Unterstützung durch Freunde, Bekannte, Kolleg*innen und Kund*innen: ein solidarisches Netzwerk für die Kunst.

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