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Utopisch oder nicht sein

Kopf eines Hirschkaefers auf dem Koerper eines sitzenden Mannes, der in der Hand einen Raben haelt.
Ausschnitt aus "Hirschkaefer" (work in process), Acryl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2020

 In Anbetracht des Umstandes, dass utopisch überwiegend mit unmöglich gleichgesetzt wird, staune ich über die tatsächlichen Unmöglichkeiten, denen ich tagtäglich begegne.

 

Wenn ich im Kontext meines Kunstjournals von utopischer Malerei spreche, sollte inzwischen klargeworden sein, dass meine Malerei, was Form, Farbe und Malgrund betrifft, sehr wohl real, im Wesen zugleich aber utopisch ist. Zugleich ist diese Malerei eine Sprache, die ich für das benutze, was ich mit Worten weniger gut auszudrücken vermag. Wenn ich in vergangenen Jahren von meiner expressionistischen Malerei gesprochen habe, bezog sich das mitnichten auf jene Malerei, die als Reflex auf den Fauvismus der französischen Avantgarde hierzulande kopiert worden war, sondern schlicht und einfach auf Expression im Sinne von Ausdruck.

 

So wie seinerzeit der abstrakte Expressionismus in eine Sackgasse führte, gilt dies seit vielen Jahren für die Konzeptkunst, die die Malerei auf Kunstmärkten und Akademien ins Abseits drängte. Zum einen war dies sicherlich auch dem künstlerischen Einsatz neuer Technologien, wie der Videokunst geschuldet. Zum anderen galt die Malerei in ihrer künstlerischen Form als überholt und anachronistisch. Auch heute noch fürchten sich Künstlerinnen und Künstler vor dem Einsatz malerischer Mittel. Tatsächlich aber sollten sie den Gebrauch neuer Technologien fürchten, die quasi jedes Kind besser einzusetzen vermag.

 

 

Die Malerei, will sie nicht vollkommen illusionistischer Effekthascherei verfallen, eröffnet nach wie vor geistige Horizonte, die in der limitierten Form eines Smartphones kaum wiedergegeben werden kann. Damit entsteht zugleich die Sehnsucht nach greifbaren Unbegreiflichem von Form und Farbe, lebendiger Träume und Phantasien, wie sie bereits beim Anblick marmorierter Kacheln geweckt werden können. Das ist der Kern der utopischen Malerei, welcher mich jeden Tag aufs Neue antreibt.  

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